Über einen Mann in Stens
Das Dörfchen Stens besteht aus sechs Höfen und Häusern und die örtliche Überlieferung berichtet von Schmuggel und tätlichen Auseinandersetzungen zwischen Nachbarn – besonders zur Zeit des Bauern Poulsen.
Schmuggel und Bisse
Um 1820 wohnten in Stens zwei Bauern nebeneinander. Zu dieser Zeit wurde an der Kongeå viel geschmuggelt. Denn der Fluss bildete einen Teil der Zollgrenze zwischen dem Königreich Dänemark und dem Herzogtum Schleswig. Josras Elrassen, einer der beiden Bauern, half kräftig beim Schmuggel mit. Der andere hingegen, Bonde Poulsen, zeigte jeden Schmuggel, den er entdeckte, bei den Zöllnern an.
Eines Tages sah er Josras Elrassen mit einem Wagen voller Stroh zur Kongeå fahren. Bonde Poulsen dachte sofort, dass sicherlich etwas im Stroh versteckt sei, das auf die andere Seite des Flusses gebracht werden solle. Er schwang sich also auf ein Pferd und ritt hinter Josras her. Der hielt aber ebenfalls seine Augen offen und sah, wie Bonde hinter ihm angetrabt kam.
Josras hielt seinen Wagen am Ufer an, spannte die Pferde aus und vor einen Pflug, so als ob er ganze Zeit vorgehabt hätte zu pflügen. Nun war auch Bonde angekommen und die beiden gerieten sofort in Streit. Und in der Hitze des Gefecht sagte Josras, Bonde könne ihn mal am Hintern lecken, worauf Bonde rief: „Dann runter mit den Hosen!” Tatsächlich machte Josras das auch und zu seiner Überraschung biss ihn Bonde in den Hintern. Danach entstand die Redensart: „Ein verrückter Zahn, wie der Mann in Stens“, womit anzunehmen ist, dass Bonde einen ordentlichen Zahnabdruck hinterließ.
Schwedisches Blut in den Adern
Derselbe Bonde Poulsen pflegte zu erzählten, dass er schwedisches Blut in den Adern hätte. Und das könnte auch stimmen. Während des Zweiten Nordischen Krieges 1657–1660 flüchteten die Menschen vor den schwedischen Soldaten von ihren Höfen. 1658 gab es nur noch ein Dienstmädchen in Stens. Die beiden anderen Höfe waren verlassen worden. Eines Tages kam ein schwedischer Offizier und hielt sich längere Zeit bei dem Dienstmädchen auf. Beide heirateten und ihre Nachkommen lebten etwa 300 Jahre auf dem Hof und auch heute noch in der Gegend. Später kam noch ein Bruder des schwedischen Offiziers hierher und nahm einen anderen Hof in Besitz, aber dessen Familie ist gewiss schon vor vielen Jahren ausgestorben.
Autor: Truels Truelsen, Hjortlund Sognearkiv
Quellen und Literatur:
Hjortlund Sognearkiv, auf www.hjortlundsognearkiv.dk
Bilder:
- Über einen Mann in Stens
- Dateiname: 15. januar 2008
Text: Kongeå mit Hjortlundgård im Hintergrund, um 1900.
Foto: Jernved Sognearkiv